Geologie

Der Jura macht einen Bogen – den Jurabogen – von Genf bis fast nach Zürich.  Der Chasseral liegt praktisch in der Mitte, auf der ersten Jurakette. 
Das Juragebirge ist eigentlich ein zusammengeschobenes Bündel aus wasserlöslichen Schichten. Durch das Zusammenschieben bildeten sich Falten und Zwischentäler. Gegen das Mittelland hin steigt der Kettenjura rund 1000m steil an, dahinter folgt der flachere Tafeljura. Gegen Zürich ist der Jura generell flacher, gegen Genf tendenziell steiler. Im Kettenjura gibt es ausgeprägte Täler und steile Kreten, im Tafeljura dominieren Hochplateaus und Hügellandschaften.

Durch die Wasserlöslichkeit des Jura-Kalksteins bildeten sich wilde Felsformationen und Flüsse durchbrachen die einzelnen Juraketten. Auf steilen Kreten und Felsvorsprüngen wurden schon immer militärische Anlagen wie römische Wachtürme, mittelalterliche Burganlagen oder Weltkriegs-Bunker gebaut. Entlang der Schluchten und Täler gab und gibt es kühne Verkehrsanlagen mit Tunnels und Brücken. 
Durchbrüche durch ganze Juraketten nennt man “Kluse”. Die bekanntesten Kluse sind die wilde Taubenlochschlucht bei Biel mit der Klus von Reuchenette (Schüss), die breite Klus zwischen Oensingen und Balsthal mit den ehemaligen von-Roll-Werken (Dünnern) sowie die Klus von Neu-Falkenstein (Mümliswiler Bach), die eindrücklichen Kluse von Court und Moutier und das weitere Birstal von Delémont über Laufen nach Dornach, die steile Gorges du Pichoux bei Undervilier und schliesslich die berühmte Klus der Areuse bei Boudry (Areuse-Schlucht).

Eine weitere Besonderheit des Juras,  die Naturfreunde zum Staunen bringt, sind Schluchten mit wenigen Kilometern Länge, die zwar keine Jurakette durchbrechen, aber sich trotzdem tief in das Kalkgestein eingeschnitten haben: Die eindrückliche Combe Grède am Chasseral,  die enge Pouetta Raisse im Val de Travers, die romantische Twannbachschlucht, die wilde Combe de Biaufond am Doubs, das mit vielen Höhlen ausgestattete Kaltbrunnental bei Grellingen, die überraschend abwechslungsreiche Wolfsschlucht bei Welschenrohr und die Tüfelsschlucht bei Hägendorf sowie die mystische Verenaschlucht in Solothurn.

Im Jura hat es ausserdem vier Flüsse, die mehrere Duzend Kilometer lange Täler und Schluchten gebildet haben. Der 453km lange Doubs mit dem Lac de Saint-Point (F), dem Lac des Brenets, dem Lac de Moron und dem Lac de Biaufond sowie den Ortschaften St-Ursanne, St-Hippolyte (F) und Besançon (F) gehört zum Eindrücklichsten, was der Jura zu bieten hat. Die beiden Schluchten der Loue (F) und der Lison (F) können dabei im Bereich ihrer Quellen mithalten. Beide entspringen aus einem Loch unter einem hundert Meter (!) hohen Kalkfelsen. Besonders eindrücklich ist die Source de Lison bei Nans-sous-St.-Anne mit der gigantischen Doline Creux Billard und der unglaublichen Grotte des Sarrazines. Schliesslich ist das Vallée du Dessoubre (F) zu erwähnen, das durch seine Wasserfälle und vermooste Bäume berühmt geworden ist.


Wegen des wasserlöslichen Gesteins hat es im Jura zahlreiche Höhlen, die reich mit Stalaktiten und Stalagmiten ausgestattet sind. Die bekanntesten Grotten sind die Grottes de Réclère in der Ajoie, die Grotte d’Osselle bei Quingey (F), die Grotten von Vallorbe, die unterirdischen Mühlen vom Col-de-Roches bei Le Locle und die Grotte de Môtier im Val de Travers.

Im ganzen Jurabogen findet man sogenannte Dolinen. Das sind Einsturztrichter, durch die Wasser konzentriert abfliesst. Manche Dolinen sind so tief, dass sie sogar einen unterirdischen Gletscher beherbergen. Die Eishöhle „Creux de Glace“ befindet sich direkt am Chasseral, die „Glacière de Monlési“ liegt bei Couvet im Val-de-Travers.
Nicht alle geologischen Formationen des Juras sind wasserlöslich. Manche Hochplateaus des Juras sind wasserdicht, daher bildeten sich im Lauf der Jahrtausende Torfmoore. Diese sind Lagerstätten von Torf, welcher im 19. Jahrhundert massiv abgebaut und als Heizmaterial verwendet wurde. Durch Wassereinbrüche wurde der Torf-Raubbau gestoppt, und die Natur konnte sich ihren wertvollen Lebensraum zurückholen. Die bekanntesten auf Stegen begehbaren Torfmoore des Juras befinden sich in Bellelay im Berner Jura, in Les Ponts-de-Martel im Kanton Neuenburg – und schliesslich der Etang de Gruère bei Saignelégier, einem einzigartigen Torf-See in den Freibergen.


Das Juragestein ist sehr begehrt, einerseits für die Gewinnung von Steinen, andererseits für den Zementabbau. Nicht selten trifft man im Jura auf Steinbrüche. Schon die Römer bauten den weissen Jurakalkstein ab, die Städte Solothurn und Besançon sind beide aus dem „Jura-Marmor“ gebaut. Einzigartig ist Neuenburg, die aus ockergelbem Hauterive-Jurastein besteht. Sogar die weit entfernte Römerstadt Avenches ist aus diesem Jurastein erbaut worden. Grossartig sind die Asphalt-Minen im Val de Travers.
Berühmt ist der Jura für seine Felsarenen wie dem Creux du Van. Vergleichbar sind nur der Cirque de Consolation (F) und der Cirque de Baume (F) mit mehreren Quellen und Wasserfällen.

Eine Besonderheit ist schliesslich der Meteoritenkrater „Champ Meusel“ bei St. Imier hinter dem Chasseral.

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